Montag, 23. Dezember 2013

Schüler durch Flüchtlingsheim geführt: Eltern drohen mit Klage... what comes next?

Unter dieser Überschrift berichtete die Leipziger Internetzeitung am 22. Dezember 2013 und, wer hätte es gedacht, es meldeten sich "besorgte Bürger" in Form von "besorgten Eltern". Ein - natürlich anonymer - Brief dieser Eltern wandte sich gegen diese Form der "Indoktrination" und vielfältige Gründe wurden angeführt, bis hin zur möglichweise bestehenden Gefahr dass sich die Kindern beim Besuch von "mutmaßlich" an TBC erkrankten Asylbewerbern anstecken könnten. Ok, diese mutmaßlich Erkrankten wären in Chemnitz wie der Verfasser des anonymen Pamphlets selbst schreibt. Aber was macht das schon? Eben, nichts macht das.

Im Schreiben der Besorgten heisst es u.a.  „Eine Begehung in einem Asylbewerberheim gehört nicht zum Lehrplan […] Wir sind eine Elterngemeinschaft, die das nicht dulden und auch nicht wollen.“ Genau darum geht es. Wir wollen nicht dass unsere Kinder eine andere Sicht der Dinge kennenlernen, m.a.W. "Verwirren Sie mein Kind doch nicht mit Fakten."

Warum denke ich bei "besorgten Eltern" immer an "fackellaufende besorgte Bürger" denen eigentlich nur noch ein brennendes Kreuz und Kapuzenmäntel fehlen um komplett zu sein? Hauptsache man ist "brav und bieder" aber unsichtbar.

Die Debatte ob staatliche Schule insgesamt Zwang sei, diese Diskussion die anderen wesentlich ist, will ich hier nicht führen. Kinder sollten - nach meiner unwesentlichen Meinung - neben bestimmten Kulturfähigkeiten auch die Möglichkeit haben sich mit Fragen der Gesellschaft befassen zu können und entsprechende Themen sollten im Unterricht behandelt werden. Themen theoretisch in Frontalunterricht abzuhandeln ist das eine. Direkte Anschauung ist das andere. Aus diesem Grund finde ich den Besuch von Schülern in Asylbewerberunterkünften ebenso sinnvoll wie Besuche in den Stätten der Nazi-Barbarei wie Buchenwald oder Sachsenhausen, Besuche in Jugendarrestanstalten oder Synagogen um nur einige Beispiele zu nennen. An all diesen Plätzen kann bei gründlicher Vorbereitung nämlich nur eines passieren, Vorurteile können verloren gehen. Das jedenfalls wünsche ich mir und insoweit befürworte ich die Initiative rückhaltlos. Ich bin auch dagegen den teil des Biologie-Unterrichts der sich mit dem menschlichen Sexualleben befasst gegen das Lehren der Schöpfungsgeschichte auszutauschen. Und am Sportunterricht sollten auch alle Kinder ungeachtet des Glaubens ihrer Eltern Teilnehmen, m.a.W. "No Extrawürstchen for anybody".

Bedauerlich finde ich es nur dass man die Aktion seitens der Sächsischen Bildungsagentur in Leipzig im Wege des "Nacht-und-Nebel-Handelns" durchführt. Mehr Zivilcourage wäre hier nicht fehl am Platze. Sollte es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen, dann stehen die Chancen nicht schlecht dass die "Besorgten" dann entweder einknicken oder erst gar nicht antreten. Schliesslich müßten sie sich ja outen. Und die "besorgten Eltern" bekämen endlich das was sie bisher beharrlich verbergen möchten, ein Gesicht.

P.S. ich habe im Laufe meines Schülerdaseins einen Ausflug in ein Gefängnis ebenso gemacht wie in eine Drogenberatungsstelle. Und auch der Besuch in einer Synagoge stand auf dem Programm. Geschadet hat es mir nicht. Ich bin weder kriminell geworden, noch drogenabhängig und zum Judentum bin ich auch nicht konvertiert. Aber es hat mir Einblicke ermöglicht die ich ohne diese Besuche sicher nicht erhalten hätte.

Das meint einer der auch noch ein Amt bei den Piraten hat.

1 Kommentar:

  1. Noch ein Hinweis zur Tuberkulose: Das ist eine meldepflichtige Seuche, schon der Verdacht führt zum Verbot des Aufenthalts in Gemeinschaftseinrichtungen. Der im Brief zitierte Verdacht ist also nicht nur unbegründet, sondern ganz offenbar von interessierter Seite vorsätzlich erlogen.

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