Samstag, 23. Februar 2013

Die "grosse" EU Rede von Bundespräsident Gauck

Unlängst hat Bundespräsident seine, von den Mainstream Medien hochgejubelte Rede zum Thema Europa gehalten. Fast eine volle Stunde mußte man über sich ergehen lassen was da aus dem Palais des Bundespräsidenten zum Thema Europa zu hören war. Das Publikum, handverlesen, mancher fühlte sich an "alte Tage" erinnert an denen sich andere Eliten schon einmal selbst feierten. Die Rede von Bundespräsident Gauck zum Thema, das war mit Abstand das Peinlichste was ich in der letzten Zeit über mich ergehen lassen musste. So wie die derzeitige EU sich mehr und mehr als abgehobenes Projekt einer selbsternannten Elite darstellt, so abgehoben war auch die Rede des Bundespräsidenten. Krönung war für mich die Forderung G. nach einer "Agora" für Europa. Wenn auch nur ein Bruchteil der Zuhörer wußte um was es sich handelt, um einen Diskussionsplatz verkürzt gesagt, dann war vielleicht schon einiges erreicht.

Wenn er auf darauf eingegangen wäre dass eine grosse Gruppe der Bevölkerung mit der EU nicht unbedingt Positives verbindet sondern sich der EU ohnmächtig ausgeliefert fühlt, dann wäre erheblich mehr erreicht worden. Aber das Thema wurde nur schnell und fast verschämt gestreift. Wenn G. das bestehende Demokratiedefizit die EU betreffend problematisiert hätte, er hätte meine volle Aufmerksamkeit gehabt. Wenn er den Einfluss von Lobbyisten in Brüssel thematisiert hätte, er hätte ebenfalls meine Aufmerksamkeit gehabt. Wenn er den aktuellen Fall der Vorstellung der Kommission betreffend die Privatisierung von Wasser genannte hätte, ...

So war es eine Rede der pastoralen Beliebigkeit deren Ende man sehnsüchtigst herbeiwünschte. Dass die Mainstream-Medien die Rede als "wegweisend" umschrieben und auch der Kommissionspräsident sein Lob über die Rede goß, war mehr als zu erwarten.
Dass der Bundespräsident einen EU-Skeptiker erreichen und vielleicht sogar überzeugen würde, das war am Ende dieser Rede kaum zu erwarten. Es war zusammengefaßt die Rede eines Abgehobenen für eine kleine Gruppe einer selbsternannten "Elite". Gauck hat eine große Chance vergeben. G. reduziert die EU zuvorderst auf eine Wirtschaftsunion die wie weiland der deus ex machina Europa zu mehr Frieden führen werde. Dass diese gern kolportierte Mär der Realität nicht standhält, von Gauck kein Wort dazu.

Falls G. nochmals eine Rede betreffend die EU vorbereitet, hier Hintergrundmaterial das er sich zu Gemüte führen kann.  Oder auch dieser Artikel wäre nicht schlecht. Auch könnte er einmal Spanier und Griechen fragen was sie vom Wirken der EU in ihren Ländern halten. Auch die Bevölkerungen vieler beigetretener Staaten, so u.a. die Letten könnte er fragen, insbesondere die, die immer noch keine vollständige Staatsbürgerschaft haben. Zu alle dem hätte der Bundespräsident etwas sagen können, hat er aber nicht. Und damit hat er eine Benotung verdient die man früher mit den Worten "Thema verfehlt" umreissen konnte.

Dass sich G. mit den Eliten anlegen wird die ihn in Amt und Würden brachten ist auch in Zukunft wohl eher nicht zu erwarten. Mit der Wahl G. zum Bundespräsidenten waren bei mir Hoffnungen verbunden. Die sind spätestens mit dieser Rede beerdigt worden. Mein Präsident ist das seit dem ebenso wenig wie die derzeitige EU das widerspiegelt was ich mir unter einem Europa der Menschen vorstelle.


Europawahl ist im Jahr 2014. Bis dahin ist noch viel Zeit mag so mancher denken. Tatsächlich ist es aber weniger Zeit als wir uns vorstellen können. Der Bundestagswahlkampf hat schon lange begonnen, der EU-Wahlkampf übrigens ebenso. Packen wir's an.

Freitag, 15. Februar 2013

Ich guttenberge ... zugegeben

In letzter Zeit sind die Wellen der Erregung unter den Piraten, wie üblich, Teil der medialen "Ich-zitiere-Dich-und-Du-mich-Landschaft". Wir haben uns daran gewöhnt. Bücher schreiben von uns und über uns, auch nichts Neues. Und manche meinen sogar wir wären etwa sowas ähnliches. Und?

Wir machen trotzdem weiter und werden das Unvorstellbare schaffen, wir werden uns in Münchhausen Manier aus dem Sumpf ziehen, auch und gerade wegen der zahlreichen Widerstände und Probleme. Das hier ist ein guter Anfang dazu. Und die Ideen, ok, ich habe sie geguttenbergt oder schavant, wie Ihr wollt.

Wichtig ist nur dass wir die Ideen nicht nur lesen sondern auch umsetzen.




Dienstag, 12. Februar 2013

Ja geht's noch?


Ich bin Pirat ... aus Überzeugung. Ich bin allein ... noch. Ich schaue mir unsere Partei an ... und ... mich gruselt einerseits, und ich bin wütend ... andererseits. Und doch mache ich weiter, jetzt, ja gerade eben jetzt.

Ich bin angetreten nach Jahren politischer Abstinenz um gemeinsam mit anderen etwas zu verändern. Und jetzt? Sehe ich immer noch das selbstgefällige Bauchnabelbeschauen die manche in der Partei durchzuziehen wohl wild entschlossen sind. Und ich stelle mir die Frage ob das die Veränderung voranbringt. Und ich komme zum Schluss, dass das wohl eher nicht der Fall ist.

Ich bin ein Freund offener Diskussionen und will keinesfalls Konflikte unter den Teppich kehren. Wenn es etwas zu diskutieren gibt, dann bitte, aber öffentlich und ... sachlich. Und was finde ich? Twitter-Schlachten und kurze Hinweise. Und wißt Ihr was?

Das geht mir im Moment irgendwo ganz gewaltig vorbei. Auf dem BPT in Bochum haben WIR - ja wir - beschlossen den nächsten BPT als Programmparteitag durchzuziehen. Und nun? Fragen wir uns ob zwei Tage, oder vielleicht mal drei Tage, Programm und / oder Neuwahl des BuVo.

Und ich frage zurück "Ja geht's noch?"

Wozu haben wir einen BPT wenn wir hinterher LimeSurvey Umfragen starten ob es nicht doch alles ganz anders werden kann? Noch haben wir die SMV im Netz nicht und ob sie jeh kommt ist auch noch nicht abgemacht. Der Drops kann noch lange gelutscht werden und ... die Zeit läuft uns weg. Freuen kann das wohl eher nur die "Verfechter reiner Lehren" oder die Mitglieder mit der Inquisitionslizenz. Leute die etwas ändern wollen, die wollen, dass Ende September 2013 nicht mehr Frau Merkel grinsend den Wählerinnen und Wählern dankt um ihnen im gleichen Atemzug zu erklären was sie doch für Deppen sein, Leute die ernstzunehmende Alternativen in den Bundestag bringen wollen. Solche Leute haben keine Zeit für das Spiel "Wir-machen-heute-dies-morgen-das-und-für-übermorgen-fällt-uns-noch-was-ein".

Lieber BuVo, ja, Ihr seid gemeint. Ihr habt Konflikte innerhalb Eurer Reihen? Nicht sehr schön, aber ok, soll's geben. Und nun meine Bitte:

Reißt Euch gefälligst zusammen und besinnt Euch auf Eure Arbeit. Dafür seid Ihr gewählt und dafür hat man Euch alle mit einem Vertrauensvorschuss bedacht. Und nun erweist Euch dieses Vertrauens als würdig.

Ich will KEINEN BPT verschwenden mit Neuwahlen!!! Ich möchte nicht das "mit den Fähnchen" machen sondern das "mit den Inhalten". Ok, wir werden nicht den nächsten Bundeskanzler stellen, wir werden noch nicht einmal einen Minister stellen... und ehrlich gesagt "das ist gut so".

Aber wir haben die Chance Leute zu motivieren zur Wahl zu gehen und zu zeigen dass es Wähler gibt die die Vorratsdatenspeicherung nicht widerstandslos hinnehmen werden, Wähler die die neue Video-Überwachung als Arbeitnehmer nicht hinnehmen wollen, Leute die ... ach Ihr kennt die Argumente besser als ich. Laßt uns gemeinsam in diese Richtung gehen und unsere Zeit nicht weiter verschwenden. Und wer meint "Neue BuVos" seien die Lösung, die glauben wohl auch dass man in der FDP nur Rösler in die Pilze schicken muss um aus dem Haufen eine ehrenwerte Bürgerrechtspartei zu machen. Die glauben auch an Osterhasen und Weihnachtsmänner.

Alle anderen bitte ich den "Ar... hochzubekommen" und nicht zu schweigen.

Zu Recht hat sich mancher enttäuscht von uns abgewandt. Zu Recht haben WIR - ja wir alle - eine Klatsche in Niedersachsen kassiert. Zu Recht werden wir auch eine im September 2013 bekommen wenn, ja wenn wir uns nicht bald alle mal gehörig zusammenreissen und "mal das mit den Inhalten machen".

Irgendjemand hat mich mal den "bösen alten Mann" genannt. Sei's drum. Dann bin ich das eben. Aber einem weiteren "Getrennt marschieren, vereint eins vor die Fresse bekommen" will ich eben nicht länger stumm zusehen.

In diesem Sinne

Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns Taten sehen.

Montag, 11. Februar 2013

Mer hann jewählt



Seit Samstag, dem 9.2.2013 haben wir in Leipzig wieder einen gewählten Vorstand. Von links nach rechts Sebastian Czich, unser Schatzmeister, Werner Willeke, der Vorsitzende, Matthias Jung, Beisitzer, Martin Pistorius, stellvertr. Vorsitzender, Maxi Kraft, Beisitzerin, Hartmut Thomas, Beisitzer und Georg Dehn, Beisitzer.

Ich wünsche uns Nerven und viel Glück. Und den Leipziger Piraten wünsche ich insgesamt viel Aktivität

Freitag, 8. Februar 2013

Isch kandidiere

Ich warne Euch, die die diesen Text lesen werden. Er ist wieder länger geworden als er hätte werden sollen, sorry. 

"Isch kandidiere". Das hätte Horst Schlämmer gesagt. Ok, so einen schönen Trailer habe ich nicht, schade, aber damit wird man klarkommen müssen. Ich kandidiere trotzdem für den Posten des Kreisvorsitzenden, oder nennt es Oberguru, oder was Euch sonst gefällt. Nun erwartet vielleicht der eine oder die andere dass ich hier ein Wahlprogramm "ausbreite" und all denen sage ich ... Iss nicht, oder vielleicht nicht ganz. Einige Ideen habe ich schon. Das ein "Wahlprogramm" zu nennen, sorry, geht's nicht ne Nummer kleiner?

Warum kandidiere ich dann, so ganz ohne Programm? Gute Frage. Vielleicht deshalb?

Meine Antwort: Weil ich mit meinen bescheidenen Mitteln mithelfen will dass die Politik auf den verschiedensten Ebenen ein klein bißchen, oder besser noch entscheidend besser wird. Dazu kann ein jeder von uns an seinem Platz und mit seinen Fähigkeiten und Kenntnissen und last but not least seiner Leidenschaft, ja richtig gelesen Leidenschaft, denn zum Politikmachen gehört Leidenschaft, einen kleinen Beitrag leisten. Mein Platz ist dabei der KV Leipzig.


Wer bin ich?


Ok, die Frage stelle ich mir ab und zu auch. Aber ansonsten steht hier der Rest.


Wo ist mein politischer Hintergrund?

Hier ist er. Und hier


Was halte ich von den innerparteiliche Querelen?


Das halte ich davon. Und ganz nebenbei beschreibt das auch ganz gut meine Meinung, wenn auch nicht vollständig. Ansonsten gilt das hier.


Wo liegen meine Schwächen?



  • Ich hab den Durchblick nicht "gepachtet". Der Wust von WEB Site, Wikis, Mailinglisten und Pads ist mir immer noch ein "Buch mit sieben Siegeln" und daher werde ich Eure Hilfe brauchen. Aber nicht nur dort (dazu s.u.).
  • Ich bin z.T. sehr undiszipliniert und bedarf da manchmal den Hinweis auf das was anliegt.
  • Ich bin manchmal ungeduldig. Das mag damit zusammenhängen dass ich in anderen Positionen gearbeitet habe in denen einiges schneller und reibungsloser ging. Und in denen ich "das Sagen" hatte. Also seht es mir nach, bereits jetzt. Auch ich lerne noch, trotz meines Alters.



Warum Politik? Und nicht Kaninchenzucht z.B.?


Wir haben genug Probleme die es zu lösen gilt, sei es in der Partei, im KV oder auf Bundesebene. Das Mittel zur Veränderung heißt Politik. Es geht bei den Piraten um Politik - sollte es jedenfalls - , nicht als Mittel zur Macht sondern als Mittel zur längst überfälligen Veränderung und um das was wir als Piraten dabei einbringen können. Und da sollten wir auch unsere Prioritäten drauflegen. Alles andere ist “Kaninchenzucht” (die hat auch ihre Berechtigung aber nicht im Rahmen einer Partei).


Wie kann ich mir Arbeit im KV vorstellen?


Als Teamleistung, und zwar Teamleistung nicht nur und zuerst des Kreisvorstandes, sondern als Teamleistung aller Piraten in Leipzig. Der KV bietet dazu alle erdenkliche Hilfestellung. Ohne Euch ist der KV nichts. Der KV Vorstand ist "der erste Diener" der Piratenparteimitglieder und handelt in dessen Auftrag und letztlich Namen.


Welche Aufgaben müssen / können / sollten wir angehen? (Keine abschließende Liste)



  • Erstellung klarer Strukturen und Vermittlung nach aussen. Das hier ist zwar ganz gut, bringt uns aber im Moment nicht weiter. Auch Unbeteiligte müssen auf einen Blick erkennen an wen sie sich mit ihren Fragen bei den Piraten in Leipzig wenden können;
  • Erstellung einer Jahresplanung für den KV, weg davon "Getriebene" zu sein und allen möglichen Themen hinterher zu hinken, hin zu einem aktiven Gestalten. Dazu gehören u.a.:
  • Inhaltliche Jahresplanung für die regelmäßigen Arbeitstreffen (die wir auch mal in Form von Workshops auch mit Hilfe Außenstehender machen können);
  • Reorganisation unserer "gewachsenen IT Landschaft" und Verbesserung unserer PR;
  • Verbesserung unserer Arbeit betreffend "Neupiraten" inkl. Mitgliederwerbung, Mitgliederschulung;
  • Regelmäßiges Erscheinen in der Öffentlichkeit (Infostände im Stadtzentrum und in den Stadtteilen - Man muss über uns "stolpern");
  • Inhaltliche Vorbereitung des Bundesparteitags im Mai 2013 in Neumarkt i.d. Opf. mit einer Antraxkonferenz, wo immer sie auch in Saxn stattfinden mag (ich fände L. einen guten Ort);
  • Nicht zu vergessen der Bundestagswahlkampf der uns in 2013 in Anspruch nehmen wird sowie die Vorbereitung auch auf den Europawahlkampf der uns in 2014 auf die Füße fallen wird;
  • Und dann gibt es ja immer noch Probleme wie das neue Melderecht und die Datenschutzrichtlinie der EU die in weiten Teilen hinter dem zurück bleibt was z.Z. schon in bundesdeutschem Recht steht. Auch eine Transparenzsatzung für Leipzig steht genau so aus wie ein Informationsfreiheitsgesetz für Sachsen. Aufgaben in Hülle und Fülle, wie man sieht;



Wie kann man das erreichen?


Hiermit z.B. Politik ist eine ernste Sache. Es geht dabei um Menschen. Aber man kann sie auch so betreiben dass es Spass macht (danke Andreas, gute Idee).


Was gäbe es sonst noch zu sagen?


Viel könnte ich hier noch schreiben, aber wir haben ja auch unser allseits beliebtes "Kandidatengrillen". Warum also dem vorgreifen. Eines ist zum Abschluß bereits jetzt klar, uns wird nichts geschenkt werden, weder vom politischen Gegner noch von sonst jemand. Unsere Arbeit heißt viele, sehr viele dicke Bretter bohren. Wenn ich da mithelfen kann und Ihr meint ich sei geeignet, ok. Dann laßt es uns gemeinsam angehen immer gemäß der Losung 



jedenfalls für den politischen Gegner.



Von Geflügel und Flügeln

 Nun ist es also soweit. Die Piratenpartei wird "erwachsener". Schon vor einiger Zeit waren einige  überzeugt dass es Gruppen wie die "Kernies", also die Verfechter eines Programms der ursprünglichen Kernbereiche der Piraten, als da wären u.a. Datenschutz, Bürgerrechte und Fragen des Urheberrechts und der GEMA z.B., als auch Verfechter eines "Vollprogrammes" gäbe. Die Existenz einer "Gruppe42" in der sich die Anhänger der Kernprogramm-These sammelten legt beredtes Zeugnis davon ab.

Nun macht eine neue Gruppierung von sich reden die unter dem Signum des "Sozialliberalen" antritt. Unter der Bezeichnung "Frankfurter Kollegium" und in die Rechtsform eines e.V. gekleidet, hat die Gründung einer Gruppierung stattgefunden mit dem Ziel effektiver und überwiegend begrenzt auf die vormaligen Kernthemen der "alten Piratenpartei" politisch arbeiten zu wollen und die Vorstellungen der Kollegiaten in die Piratenpartei einbringen zu wollen.

Ich halte die Piraten, die für sich die Entscheidung getroffen haben ihre politische Arbeit in der Piratenpartei vermittels des "Frankfurter Kollegiums" zu verstärken, nicht für ein "enfant perdue". Es macht mich allerdings traurig wenn ich sehe, dass es manchem Piraten (und mancher Piratin) teilweise nicht möglich scheint die politische Arbeit in den gegenwärtigen Strukturen durchzuführen. Und wir, die wir weiterhin versuchen unsere politische Arbeit in der Piratenpartei und ihren Strukturen voranzubringen, sollten uns vielleicht auch fragen, was unsere Vitalienbrüder und -schwestern bewegt haben mag sich diese Organisationsform zu suchen. Umgangsformen oder deren Mangel untereinander würden mir dabei u.a. ebenso einfallen wie endlose GO-Schlachten auf Bundes- und sonstigen Parteitagen.

Desungeachtet halte ich einige Dinge für beachtens- und kritiserenswert bei den Vitalienbrüdern und -schwestern. Interessant finde ich die Tatsache dass man meinte die ganze Affaire heimlich still und leise  anrühren zu müssen. Ob das mit der allseits beschworenen Transparenz vereinbar ist, das muß jeder für sich entscheiden. Der Hinweis auf ggf. auftauchende Trolle vermag da kaum zu verfangen. Ist die Angst so groß? Wie groß mag da erst die Angst sein wenn der vermeintliche politische Gegner nicht mehr aus den eigenen Reihen kommt sondern es sich um reale politische Gegner handelt?

Das sog. "Manifest" der Frankfurter wirft bei mir so manche Frage auf. Oft taucht da das Wort von der "Freiheit". Und diese Freiheit die da in mannigfaltigen Zusammenhängen bemüht wird, läßt bei mir ab und zu die Erinnerung an den inflationären Gebrauch des Freiheitsbegriffs im Ordoliberalismus aufkommen. Und dann ist es auch nur ein kleiner Schritt zu der Freiheit die inflationär vielbeschworen etwas ganz anderes meint.

Die Existenz eines "Aufnahmekreises" wirft bei mir eher Fragen auf als dass Klarheit geschaffen wird und die im Videostream bei der Gründungsveranstaltung gehörte Bezeichnung "Wächterrat" führt bei mir eher zur Assoziation von "vorbeugender Großinquisition", etwas was ich nur schwerlich mit den Idealen einer auf Transparenz bedachten politischen Gruppierung in Übereinstimmung zu bringen vermag.

Was eigene Positionspapiere eines Vorstandes bewirken sollen vermag sich mir jedenfalls im Moment ebenfalls nicht zu erschließen. Daß diese Positionspapiere nicht den Beschlüssen der Mitgliederversammlung widersprechen dürfen ist zwar tröstlich, wie es aber bewerkstelligt werden soll dass dieser Fall nicht eintritt bleibt wohl das ewige Geheimnis der "Frankfurter".

Ok, jetzt haben wir sie, die organisierten Flügel. Damit können auch andere Parteien leben, der Seeheimer Kreis der SPD würde mir dabei einfallen. Die Flügel dürfen aber keinesfalls dazu führen, dass die Partei insgesamt mit der Kraft eines toten Suppenhuhns aufgeregt mit den federlosen Flügeln flattert und dabei völlig ins Hintertreffen gerät warum wir Piraten angetreten sind. Richtig, wir wollen den tiefgreifenden Wandel(1) auf möglichst vielen Gebieten. Sei es im Rahmen einer Neufassung des Urheberrechts (das soll, auch wenn man es nicht glaubt nämlich nicht völlig abgeschafft werden, sondern die internen Modi sollen einer Prüfung unterzogen werden, wer bekommt was? Der Autor, das publizierende Unternehmen, wie lange soll der Schutz des Urheberrechts gelten?)

Auf dem Gebiet des Leistungsschutzrechtes, auf dem Gebiet der Überwachung und des Datenschutzes und auch auf Gebieten wie dem BGE, der Europapolitik, der Altersversorgung und der Wirtschaftspolitik sollen neue Denkweisen um sich greifen.

Was ich nicht will ist eine Teilung in "Bolschewiki" und "Menschewiki". Dafür sind wir nicht nur zu klein. Wesentlicher ist, dass wir auf diese Weise unbeabsichtigt das Geschäft des politischen Gegners besorgen. Eine geschwächte Piratenpartei ist das Letzte was wir brauchen. Was nötig ist, das ist eine Piratenpartei die trotz innerer inhaltlicher Unterschiede nach aussen hin schlagkräftig auftritt, im anstehenden Bundestagswahlkampf ihre Argumente und ihr Programm offensiv vertritt (2) und damit den Weg bereitet für eine möglichst starke zukünftige Bundestagsfraktion.

Wenn schon Flügel, dann halte ich es da lieber mit den Flügeln des "Preußischer Ikarus", am besten aber mit kraftvollen Schwingen. Vieles hat sich geändert seit 1989 und vieles aus diesem Lied ist überholt. Die Bürgerfreiheit ist zwar nicht gänzlich abgeschafft. Versuche sie Stück für Stück abbröckeln zu lassen gibt es aber immer noch genug. Man mag in diesem Zusammenhang an das erfolgreich abgewehrte ACTA Abkommen denken. Aber die Existenz vonACTA Nachfolger zeugt davon, dass der Kampf noch lange nicht entschieden ist. Und daher sollten wir unsere Kräfte nicht im "Flügelismus" vergeuden sondern bündeln und möglichst effektiv einsetzen.Aufsplitterung der ohnehin nicht allzu zahlreichen Kräfte wird weder den Kollegiaten bei der Durchsetzung ihrer Vorstellungen helfen noch denen die ihre politische Arbeit in den bisherigen - sicher verbesserungswürdigen - Strukturen der Piratenpartei voranbringen wollen. Es gilt immer noch der Satz unserer Altvorderen. "Allein machen sie Dich ein."

In diesem Sinne möchte ich es auch nicht machen wie eine bekannte Computerfirma, die seinerzeit IBM im Bereich der Arbeitsplatzrechner willkommen hieß. Vielmehr soll mein "Willkommen" heißen "Willkommen nochmals in der Piratenpartei in der wir zukünftig gemeinsam um die beste Lösung ringen werden."


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(1) ich kann das Wort "Reform" nicht mehr hören. Das Wort "Reform" ist im gegenwärtigen politischen Kontext nichts weiter als ein Euphemismus für Umverteilung von unten nach oben. Andere beschreiben das weniger verniedlichend einfach als das was es ist, ein Verteilungskampf. Und Warren Buffet, der bekannte Investor hat es einmal auf den punkt gebracht als er anmerkte dass das was sich da gerade abspiele Klassenkampf sei und seine Klasse gerade dabei sei zu gewinnen.

(2) Ich hatte das mal in die Worte gefaßt "Wir treten nicht gegen andere Parteien an, wir treten für (die) Menschen an". Vielleicht können wir uns ja darauf verständigen.

Hohe Wellen helfen ... beim Absaufen

Die Wellen schlagen hoch. Nach dem Strategiecamp zur Bundestagswahl in Leipzig spätestens hätte ich erwartet dass wir "jetz mal das mit den Inhalten" machen. Und? ... Falsch. Immer noch scheint manchen die "Selbstverstümmelung" wesentlicher als die inhaltlich politische Arbeit. Der Kampf um die "einzig wahre und reine Lehre" geht weiter, zur "Freude der Journaille" und der politischen Gegner. Herzlichen Glückwunsch.

Dass es auch anders gehen kann hat erfreulicherweise der gestrige Abend bewiesen. Zum Arbeitstreffen waren zwar nicht allzu viele gekommen - schade - aber wir haben es mal "mit den Inhalten" probiert. Mit Erfolg. Hoffentlich bleibt es so. Viel wird vom neuen Vorstand abhängen. Daher bin ich gespannt auf den ausserordentlich

Kreisparteitag mit der Wahl eines neuen Kreisvorstandes, morgen, Samstag, 09.02.2013, ab 09:30 in der Villa, Lessingstr. 7.

Ich habe keinen Bock mehr auf die Ponader- oder Lauer-Fraktionen und ihre "Ich bin der einzig wahre Pirat. Vielleicht liebe "Lordsiegelbewahrer" lest Ihr mal das hier (falls Ihr nicht gerade per Twitter pp. übereinander herfallen müßt). Denn das hier sagt alles besser als ich es sagen könnte (hört mal auf den Refrain).

Zuviel haben wir noch zutun bis zur Bundestagswahl. Ich könnte noch mehr schreiben, aber das hat glücklicherweise schon jemand anders gemacht. Und da ich kein Freund von "Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem" bin, verlinke ich die Aussagen mal. Meine Meinung zum Sandkastenspiel.

Schönes Wochenende zusammen.

Der "alte böse Mann" der jetzt das mit den Inhalten machen möchte, am 23. Februar 2013 zum #idp13 z.B.